Die Personalbeschaffung wird durch das E-Recruiting dominiert. So werden hierzulande 87% der zu besetzenden Vakanzen auf der eigenen Karriere-Website und 61% auf Stellenbörsen im Internet ausgeschrieben. In diesem Sinne lässt sich auch E-Recruiting als Personalbeschaffung definieren, die durch den Einsatz elektronischer Medien und Personalsysteme unterstützt wird. Dabei zeichnet sich E-Recruiting durch zahlreiche Vorteile ggü. einer gänzlich offline durchgeführten Personalbeschaffung aus, wie z.B. Kostenreduktion, Aktualität, Effizienzsteigerung und effektive Zielgruppenadressierung.
Identifikation von potenziellen Bewerbern
Das Internet wird von Personalern schon seit längerem zur Identifikation von Bewerbern verwendet. Insbesondere Personalberater nutzen online Karrierenetzwerke, um gezielt nach Kandidaten Ausschau zu halten. Dabei werden immer neuere und bessere Möglichkeiten im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung zugänglich gemacht. Grade die jüngeren Generationen und insb. die hochqualifizierten Kandidaten aus diesen Altersgruppen, sind im Bewerbungsprozess primär über das Internet anzutreffen. Dieser Personenkreis ist aufgrund des hiesigen Fachkräftemangels heiß begehrt. Überdies ist E-Recruiting „borderless“, d.h. grundsätzlich an keine geographischen Grenzen gebunden, sodass auch international bzw. in Nachbarländern nach potenziellen Bewerbern gesucht werden kann.
Das Auffinden von potenziellen Kandidaten kann im E-Recruiting über verschiedene Kanäle geschehen. So liegen unternehmenseigene Karriereseiten auf der Hand. Diese können nicht nur mit einer Auflistung der Vakanzen versehen sein, sondern auch mit zusätzlichen Informationen und Erfahrungsberichten von Mitarbeitern des Unternehmens. Dies kann ein starkes Mittel des Employer Brandings sein. Darüber hinaus sind soziale Netzwerke, z.B. Linkedin oder Xing, ideal für das E-Recruiting, wenn ein Unternehmen gezielt und aktiv nach Kandidaten mit bestimmten Wissen oder Merkmalen sucht. Eine passive Suche wird hingegen auf einschlägigen Jobportalen ermöglicht. Aber auch hier gibt es zunehmend Spezialisierungstendenzen, sodass sich für bestimmte Gruppen von Job-Suchenden (z.B. Studenten, Führungskräfte, etc.) eigene Jobportale etablieren. In den letzten Jahren ist überdies die Relevanz von mobilen Apps für das E-Recruiting deutlich gestiegen. So sind viele Jobbörsen auch als mobile Apps verfügbar, die bspw. standortabhängig entsprechende Jobangebote anzeigen. Auch Google ist neuerdings mit Softwareprodukten im E-Recruiting aktiv, wie der Blog Personalmarketing2Null herausgestellt hat. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind mobile tagging auf Stellenanzeigen oder der Versand von Job-Newslettern auf das Smartphone.
Vorteile von E-Recruiting
Die Vorteile des E-Recruitings sind vielfältig. Sie beginnen mit der Kontaktpflege. So ermöglichen eigene Karriereseiten oder soziale Netzwerke die Instandhaltung des Kontakts mit ehemaligen Mitarbeiten, z.B. mit besonders erfolgreichen Praktikanten. Diese können nach Beendigung ihres Studiums einfacher zurück ins Unternehmen geholt werden. Eigene Karriereseiten sammeln darüber hinaus Daten von Bewerbern. Wenn eine gute und funktionale Software verfügbar ist, kann der Personaler nach bestimmten Stichworten darüber passende Bewerber ausfindig machen. Diesen Vorgang nennt man Matching. Ein weiterer Vorteil ist die Reichweite die mit dem E-Recruiting verbunden ist. Wie bereits oben angemerkt, lassen sich über Online-Medien vergleichsweise kostengünstig viele Menschen erreichen. Die Reichweite und die vergleichsweise geringen Kosten von E-Recruiting sind ein Hauptgrund, weshalb Unternehmen zunehmend von der Papier-basierten Bewerbung Abstand nehmen. Zu guter Letzt sind auch noch die Aspekte der Aktualität und der Zeitersparnis zu nennen. Die Aktualität bezieht sich primär darauf, dass ein Unternehmen sehr schnell eine Stellenanzeige veröffentlichen und Rücklauf erwarten kann. Der Aspekt der Zeitersparnis wiederrum bezieht sich sowohl auf Bewerber als auch auf Personaler. Online-Bewerbungen sind für Bewerber einfacher (und auch hier kostengünstiger) zu verschicken. Auch für Personaler sind die Daten der Bewerber einfacher zu verarbeiten und abzurufen, weil diese aufgrund standardisierter Eingabemasken vergleichbar sind.
Nachteile von E-Recruiting
Auch wenn wir zahlreiche Vorteile des E-Recruitings auflisten konnten, so hat das E-Recruiting allerdings auch Nachteile. Potenzielle Qualitätsprobleme ergeben sich als Nachteil, sowohl bewerber- als auch unternehmensseitig. So geht es Bewerbern im Internet häufig um Selbstdarstellung. Es wird nicht selten hemmungslos übertrieben oder Profile werden mit gefälschten Informationen geschönt. Folglich sollten seriöse Netzwerke, die Unternehmen für Rekrutierungsmaßnahmen verwenden sollten, ausgewählt werden, um eine hohe Qualität an Bewerbern zu sichern. Darüber hinaus müssen Unternehmen ihre elektronischen Personalsysteme auf ihre Qualität und Funktionalität prüfen, weil es keine allgemeingültigen Standards gibt, welche die IT von Human Ressource Abteilungen trennscharf abgrenzt. Ein letztes aber grundsätzliches Problem vom E-Recruiting ist noch die Informationsflut des Internets. Es wird auf Jobportalen eine Vielzahl von Stellenausschreibungen veröffentlicht, sodass eigene Stellenanzeigen in dieser Flut von Informationen untergehen können.
Prognose für E-Recruiting
Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der unser Leben in vielen Bereichen auf den Kopf und hoffentlich positiv verändern wird. Dem wird sich auch das Recruiting nicht entziehen können. Daher sind der Erfolg und die langfristige Etablierung der Personalbeschaffung über das E-Recruiting vorgezeichnet. Unternehmen müssen frühzeitig auf diesen Zug aufspringen und entsprechendes Know-How akkumulieren. Nur dies wird den Unternehmen in Zukunft ermöglichen zielgerichtet Bewerber zu gewinnen und dem steigenden Fachkräftemangel entgegenzutreten.
Pingback:E-Recruiting: DAX30 Unternehmen und ihre Suche nach Bewerbern im Internet – Bewerbungsabsagen